ach so, ja klar:
gedankenunterdrückung ist eine form des vermeidens, die bekanntlich angstprobleme auf dauer auswirkt. dagegen führt eine exposition zur allmählichen gewöhnung. wer durch vorübergehende gedankenunterdrückung einen reboundeffekt heraufbeschwört, riskiert zudem, dass die gesteigerte ängstliche aufmerksamkeit neue reize in das angstszenarium integriert und so das leiden verstärkt.

flucht ins gehäuse der wörter
trügerische geborgenheit
zwischen den zeilen
leere
nicht aufzufüllen
sinnlose silben
treiben hinaus
wer fügt sie zusammen
draussen im unerreichbaren
um sich ein bild zu machen

denn das traurige im echten humor besteht darin, das er ehrlich und ohne täuschung rein menschlich beleuchtet, was es heisst, ein kind zu sein.
(s.kierkegaard)

... virtual reality 
... ein fragender hellseher  
... die größere hälfte
... ein gemütliches bürohaus
... alkoholfreies bier
... die sichere rente  
... ein militanter pazifist
... vorherbestimmte willensfreiheit
... eine saubere raststätte
... dass die armen, die das geld am nötigsten brauchen, nie welches haben.

allein heißt nicht unbedingt einsam. manche(r) fühlt sich in seinem stillen kämmerlein wohl – keinerlei verpflichtungen, keine nervenden konflikte um haushaltsgeld oder störende gewohnheiten. andere wiederum fühlen sich einsam, obwohl der partner ständig neben ihm sitzt und eine kreischende kinderschar seine ganze aufmerksamkeit erfordert.

"allein" beschreibt den zustand des fürsichseins. "einsam" bezeichnet das seelische empfinden, von aller welt vergessen, von niemand wichtigem gebraucht, isoliert und außerhalb der menschlichen gemeinschaft zu leben. "allein" und "einsam" sind also nicht dasselbe. dennoch: da wir von unseren erbanlagen und von unserer erziehung her auf ein zusammenleben mit anderen menschen geeicht sind, bringt alleinsein häufig einsamkeitsgefühle hervor.

solange andere menschen uns umgeben, setzen wir uns mit ihren wünschen, erwartungen und angeboten auseinander. solange wir uns mit angelegenheiten anderer beschäftigen, müssen wir nur wenig über uns selbst nachdenken. Die zwischenmenschlichen beziehungen bescheren uns ständig neue ziele und aufgaben. sie tauchen uns in ein wechselbad von gefühlen wie freude, ärger, anspannung oder erleichterung. sie halten uns in bewegung................
sind wir mit uns selbst allein, fehlen derlei anregungen. der einzige mensch, der mir nun ziele, aufgaben, freude und neue abenteuer bieten kann, bin ich selbst. wer es nicht gelernt hat, sich selbst diese anregungen zu liefern, fällt schnell in ein loch der leere. dann erscheinen die fehlenden kontakte zu anderen als ein makel des eigenen charakters. wenn niemand nach mir fragt – heißt das nicht, daß ich überflüssig und unbeliebt bin? daß die menschheit sehr gut ohne mich auskommt?

als ich, unbekümmert um die große welt da draußen, mich in meinem arbeitszimmer einsperrte, entwickelte sich allmählich in mir der glaube, daß ich unentbehrlich sei.
von allen mitteln, derer sich die natur  bedient,  um  den menschen zur arbeit zu zwingen, ist dieses stolze  gefühl  der  unentbehrlichkeit das  wirksamste. 
wer nur für geld arbeitet, arbeitet nur soweit, als sich  die  arbeit  bezahlt  macht; was  darüber hinausginge, würde er als verlust betrachten.
aber wen der stolz zur arbeit antreibt,  der  kann  sich  nie  genug tun.
ich war so eifrig in meinem glauben an meine  unentbehrlichkeit,  daß  ich  kaum atem zu schöpfen wagte. 
mein arzt warnte mich wiederholt und sagte: "nun hören sie einmal auf und gönnen sich ruhe!" aber ich erwiderte: "wie soll die sache weitergehen, wenn ich ruhe?" da versagte meine  gesundheit,  die  räder meines wagens brachen, und er blieb hier unter  diesem  fenster liegen.
von hier blickte  ich  hinaus  in  den  grenzenlosen  raum. 
da  sah  ich  den siegeswagen der zeit an mir  vorbei  rollen;  seine  unzähligen räder blitzten, kein staub erhob sich, kein lärm, nicht einmal eine spur blieb auf dem weg zurück.
plötzlich  kam  ich zur besinnung. ich sah klar, daß die sache auch ohne mich ging. da war keine gefahr,  daß  diese räder anhielten, oder auch nur im geringsten schleiften, weil irgendein einzelner mensch fehlte. aber  kann  man sich  so  leicht  mit  dieser  tatsache abfinden?
selbst, wenn ich sie mit worten zugebe, so wehre ich mich innerlich doch dagegen. wenn  es wirklich ganz gleich wäre, ob ich da bin oder nicht,  wie  könnte  mein  selbstgefühl  auch  nur  einen  augenblick  im weltall platz finden? worauf  könnte  es  sich stützen?
bei all der fülle, von der zeit und raum wimmeln, war es doch nicht möglich, dies, - mein selbst, mich, auszulassen.
die  tatsache,  daß  ich  unentbehrlich  bin,  wird  allein  durch  die tatsache gerechtfertigt, daß ich bin.

quod est demonstrandum , tagore