allein heißt nicht unbedingt einsam. manche(r) fühlt sich in seinem stillen kämmerlein wohl – keinerlei verpflichtungen, keine nervenden konflikte um haushaltsgeld oder störende gewohnheiten. andere wiederum fühlen sich einsam, obwohl der partner ständig neben ihm sitzt und eine kreischende kinderschar seine ganze aufmerksamkeit erfordert.

"allein" beschreibt den zustand des fürsichseins. "einsam" bezeichnet das seelische empfinden, von aller welt vergessen, von niemand wichtigem gebraucht, isoliert und außerhalb der menschlichen gemeinschaft zu leben. "allein" und "einsam" sind also nicht dasselbe. dennoch: da wir von unseren erbanlagen und von unserer erziehung her auf ein zusammenleben mit anderen menschen geeicht sind, bringt alleinsein häufig einsamkeitsgefühle hervor.

solange andere menschen uns umgeben, setzen wir uns mit ihren wünschen, erwartungen und angeboten auseinander. solange wir uns mit angelegenheiten anderer beschäftigen, müssen wir nur wenig über uns selbst nachdenken. Die zwischenmenschlichen beziehungen bescheren uns ständig neue ziele und aufgaben. sie tauchen uns in ein wechselbad von gefühlen wie freude, ärger, anspannung oder erleichterung. sie halten uns in bewegung................
sind wir mit uns selbst allein, fehlen derlei anregungen. der einzige mensch, der mir nun ziele, aufgaben, freude und neue abenteuer bieten kann, bin ich selbst. wer es nicht gelernt hat, sich selbst diese anregungen zu liefern, fällt schnell in ein loch der leere. dann erscheinen die fehlenden kontakte zu anderen als ein makel des eigenen charakters. wenn niemand nach mir fragt – heißt das nicht, daß ich überflüssig und unbeliebt bin? daß die menschheit sehr gut ohne mich auskommt?

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Beides.